Gedanken
Ruth Gogoll und andere Autorinnen schreiben über Themen, die sie bewegen.

Pausen im Leben. Das ist ein ganz großes Thema, das man sehr unterschätzt, wenn man jung ist. Das habe ich auch gemerkt. Da ich im Leben eine Pause machen musste, habe ich dann auch mit dem Schreiben eine Pause gemacht. Was ich jetzt sehr bedaure. Vor allem, da die Pause so lang war. Und jetzt macht das Schreiben mir wieder so viel Spaß, dass ich denke, das hätte ich doch auch schon früher wieder haben können.

Aber man soll nie nie sagen. Insbesondere nicht bei Sachen, die einem Spaß machen. 😎 Auch wenn die körperliche Leistungsfähigkeit nachlässt, wenn man älter wird, die geistige ist davon anscheinend nicht betroffen. Momentan habe ich sogar das Gefühl, die ist noch angestiegen im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Vielleicht aber auch, weil ich jetzt weniger arbeite und deshalb mehr Freizeit habe.

Auf jeden Fall habe ich mich in den vielen Jahren, in denen ich nicht geschrieben habe, geistig doch ziemlich erholt und komme mir jetzt manchmal so vor, als könnte ich beim Schreiben Bäume ausreißen. Das ist ein sehr schönes Gefühl. Joggen 🏃‍♀️ kann ich zwar nicht mehr, aber Gehirnjogging ist immer noch drin. Und was ist ein besseres Gehirnjogging als Schreiben? 😊

Es ist interessant, was in den vergangenen 25 Jahren alles so passiert ist. Vor 25 Jahren hätte ich das, was ich hier oben geschrieben habe, wahrscheinlich nicht gesagt. Wie Ruth auch war ich ein Workaholic. Ich dachte, anders geht es überhaupt nicht. Von morgens bis abends arbeiten, manchmal vor Mitternacht nicht aus dem Büro, und am Wochenende hat man doch eigentlich auch nichts anderes zu tun, oder?

Was für ein Irrtum. Das Leben besteht aus mehr als Arbeiten, und statt meine Zeit für eine Firma zu opfern, die nicht meine war und die mir auch keinen Kranz dafür gewunden hat, hätte ich lieber ein paar Bücher mehr schreiben sollen. In Büchern laufen die Geschichten ab, die man im Leben so nicht hat. Ausschließlich schöne Geschichten, die immer glücklich enden. Wie es im Alltag leider oftmals nicht ist.

Im Englischen gibt es so einen schönen Spruch When life gives you lemons, make lemonade. Also Wenn das Leben dir Zitronen serviert, mach Limonade daraus.

Das ist ein Spruch, der mittlerweile bei mir an der Wand hängt. Dazu habe ich auch noch ein schönes Gedicht gefunden, das diese Einstellung noch weiter illustriert und mir jedes Mal ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. 🙂

The Optimist

Life handed him a lemon,
As Life sometimes will do.
His friends looked on in pity,
Assuming he was through.
They came upon him later,
Reclining in the shade
In calm contentment, drinking
A glass of lemonade.

 

Ich wünschte, ich hätte dieses Gedicht früher gekannt, dann wäre ich mit dem, was mir das Leben an Zitronen serviert hat, besser klargekommen. Aber es ist nie zu spät für eine gute Erkenntnis. 👩‍🏫

Das Wichtigste in solchen Zeiten, die wahrscheinlich die meisten einmal im Leben durchlaufen, sind gute Freunde. In solchen Zeiten merkt man, dass viele, die man zuvor vielleicht als Freunde betrachtet hat, keine wirklichen Freunde sind. Denn sie sind sofort verschwunden, wenn man in Schwierigkeiten kommt oder ihre Hilfe braucht oder mal nicht gut drauf ist und nicht immer für sie da sein kann.

Es bleiben nur wenige übrig, die einem auch durch solche Zeiten hindurch die Stange halten, die einen unterstützen, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten.

Eine dieser guten Freundinnen war und ist Ruth. Dafür bin ich ihr sehr dankbar und werde es immer sein. Ich habe jetzt weniger Freunde als früher, aber die, die ich habe, sind echt. Das ist auch ein großer Gewinn aus solchen schwierigen Zeiten im Leben.

Deshalb freue ich mich umso mehr, dass auch ich mit einem Buch im 25. Jubiläumsjahr von el!es dabeisein kann, um mit Ruth dieses Hohelied der Freundschaft zu feiern. 🍾

Die Pause im Leben hat sich gelohnt. 😀