Über das Schreiben
Artikel und nützliche Informationen rund um das Thema »Schreiben«

Ich glaube, ich gehe nicht fehl in der Annahme, dass das ein sehr schöner LLP wird. 🙂 Wer es noch nicht mitbekommen hat: Abgabetermin ist der 30. September 2021 um Mitternacht. Lesbischer Roman. Mindestens 60.000 Wörter.

In der Liste der Autorinnen, die Interesse bekundet haben, am LLP teilzunehmen, stehen schon 10 Namen, und jetzt sind noch weitere hinzugekommen, die sich hier auf der Homepage gemeldet haben. Wenn alle Autorinnen, die das angekündigt haben, tatsächlich etwas einreichen, haben wir viel zu lesen. 😉

Erfahrungsgemäß werden nicht alle Autorinnen, die sich für den LLP interessieren, etwas einreichen, aber das ist dann auch kein Problem bei so viel Interesse. Vielleicht kommt ja auch noch die eine oder andere Autorin hinzu, die weder auf der Liste steht noch sich hier auf der Webseite zu Wort gemeldet hat. Das würde mich freuen. Jede Autorin ist willkommen, solange es eine lesbische Geschichte ist, die sie einreicht.

Ein LLP ist immer eine aufregende Zeit, und ich habe das in den vergangenen Jahren schon ein bisschen vermisst. 🧐 Der letzte LLP hat 2018 stattgefunden, das heißt, drei Jahre lang gab es keinen. Dieses Jahr ist das dritte nach dem letzten, dem LLP 12, und sogar schon das vierte Jahr nach dem wirklich sehr erinnerungswürdigen LLP 11, für den enorm viele gute Romane eingereicht wurden. Vielleicht können wir das in diesem Jubiläums-LLP ja sogar schlagen. 😎 Mal sehen. Ich bin sehr gespannt.

Vorher weiß man natürlich nie, was kommt, aber diejenigen Autorinnen, die bei mir im el!es-Schreibforum waren und dort quasi das Schreiben gelernt haben, kenne ich auf jeden Fall schon besser als die Autorinnen, die von außen kommen. Und deshalb weiß ich, dass dort einiges Gutes zu erwarten ist. Es wird interessant sein zu vergleichen, ob ich meine Sache gut gemacht habe und den Autorinnen im Forum das Richtige beigebracht habe 😏, oder ob die Autorinnen, die nie im Forum waren und jetzt etwas einreichen, meine Schreibwerkstatt da schlagen können. 😊

Schreiben ist aber nur zum Teil Handwerk – und das ist das Einzige, was ich in der Romanwerkstatt im el!es-Schreibforum in den vergangenen 10 Jahren vermitteln konnte –, Schreiben ist auch und vor allem Talent. In etlichen Schreibforen wurden schon vor Jahren heiße Diskussionen darüber geführt, ob Schreiben Talent ist, ob man Talent zum Schreiben braucht, ob es Talent überhaupt gibt.

Ich denke: Ja, es gibt Talent. Aber Talent ist nicht alles. Eine Autorin, die viel Talent hat, aber keine Lust hat, an ihrem Talent zu arbeiten und dem auch das Handwerk hinzuzufügen, wird wahrscheinlich zum Schluss schlechtere Romane schreiben als eine Autorin, die sich viel mit dem Handwerk beschäftigt hat und vielleicht am Anfang nicht so viel Talent hatte, dass sie einfach so einen Roman schreiben konnte.

Das ist aber auch nicht gesagt. Nichts, was das Schreiben angeht, ist in Stein gemeißelt. Es kann von so vielen Faktoren abhängen, ob man eine spannende Geschichte hinbekommt, dass ich die hier gar nicht alle aufzählen kann. Deshalb sollte niemand sich scheuen, es wenigstens einmal zu versuchen und einen Roman für den LLP einzureichen. Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt, und der erste Schritt kann durchaus der lesbische Literaturpreis sein. Warum nicht? Man muss sich nur überwinden und seine „innere Kritikerin“ zum Schweigen bringen.

Das ist nämlich – wie viel Talent man auch immer hat – das Allerschwierigste. Man ist sich selbst gegenüber oft zu kritisch. Man schreibt etwas, es gefällt einem nicht, man formuliert es um, denkt, das ist besser, schaut es eine Stunde später wieder an, und es gefällt einem auch nicht oder noch weniger als der erste Versuch. Dann schreibt man es wieder um . . . und wieder . . . und wieder. Und kommt mit der Geschichte nicht weiter, weil man sich zu sehr von seiner „inneren Kritikerin“ beherrschen lässt.

Das ist nicht gut. Die „innere Kritikerin“ ist nämlich meistens nicht unsere Freundin. Ja, es ist gut, wenn man sich nicht gleich für ein Geschenk an die Literaturwelt hält, wenn man nur drei Buchstaben zusammenschustern kann, aber eine gesunde Selbstkritik muss auch mal ein Ende haben. Man muss auch sehen können, dass man durchaus Fähigkeiten hat, dass man nicht immer nur alles schlecht macht, sondern vieles durchaus gut. Das ist keine Überheblichkeit, solange man nicht denkt, dass man ALLES richtig macht, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken oder auch nur einmal kurz in einen Schreibratgeber geschaut zu haben.

Schreibratgeber sind ohnehin ein sehr zweischneidiges Thema, insbesondere, wenn man Liebesromane schreibt. Dafür gibt es nämlich keine Schreibratgeber. Für jede andere Sorte von Buch gibt es Dutzende, vielleicht Hunderte, für Liebesromane: null. Auf Deutsch auf jeden Fall, denn man könnte Gwen Hayes’ Romancing the Beat und Leslie Waingers Writing a Romance Novel for Dummies schon als Schreibratgeber für Liebesromane bezeichnen, aber die gibt es nur auf Englisch.

Ich habe mir schon lange vorgenommen, einen Schreibratgeber für lesbische Liebesromane zu schreiben und hatte damit ja auch schon angefangen, aber ich wurde dann sehr krank, immer wieder, und hatte trotzdem sehr viel zu tun, deshalb ist dieses Projekt liegengeblieben. Wahrscheinlich kommt es aber noch, bevor ich endgültig in Rente gehe. 😄

Die Schreibwerkstatt im el!es-Schreibforum war so eine Art kostenloser Schreibratgeber für Liebesromane, an dem jede interessierte Autorin interaktiv teilnehmen und viel lernen konnte, aber als Buch gab es das bisher nicht. Da besteht noch immer eine Lücke.

Der Lesbische LiteraturPreis füllt diese Lücke jedoch auch zum Teil, denn dort gibt es Feedback für das, was die Autorinnen geschrieben haben, bevor es veröffentlicht wird. Sodass man dann noch Änderungen in das eigene Manuskript einarbeiten kann, auf die man von selbst gar nicht gekommen wäre. Es ist immer gut, jemand anderen mal über das eigene Manuskript schauen zu lassen, denn jeder Mensch hat eine andere Perspektive. Insbesondere auch, wenn es ein fremder Mensch ist, der den Text ganz objektiv betrachtet.

Oftmals denken wir selbst, die Leserin müsste das verstehen, was wir geschrieben haben, weil es für uns so selbstverständlich ist. Für einen anderen Menschen ist es das aber nicht immer. Denn jeder Mensch hat sein eigenes Leben und seine eigenen Erfahrungen. Wenn eine Leserin nicht dieselben Erfahrungen gemacht hat wie wir (was unwahrscheinlich ist, da es keine zwei Menschen gibt, die gleich sind oder ganz genau dasselbe Leben gelebt haben, noch nicht einmal Zwillinge), dann geht sie von ihren eigenen Erfahrungen aus und versteht den Text anders, als wir ihn verstanden wissen wollen. Also müssen wir beim Schreiben auch immer ein bisschen an die Leserin denken, nicht nur an uns selbst.

Wie wirkt meine Geschichte auf jemanden, der nicht dieselben Erfahrungen gemacht hat wie ich, der nicht so denkt wie ich, der nicht so fühlt wie ich? Diese Fragen sollten wir uns durchaus immer stellen.

Aber auch nicht übertreiben. Denn sonst schlägt die „innere Kritikerin“ wieder zu, und wir kommen nicht weiter. 😊

Wenn ich eine Geschichte schreibe und sie gefällt mir, dann ist das erst einmal das Hauptkriterium und in Ordnung. 👍

Auch beim LLP. 😁