Um neun Uhr abends saß Addison bei einem Glas kalter Milch und Blaubeerkuchen. Das war ihr Abendessen. Sie war so beschäftigt gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, wie spät es geworden und wie hungrig sie war. Es war zu spät, um noch etwas zu kochen, und außerdem fehlte ihr die Energie dazu.
Daher war Addison dankbar, dass sie Martha Wilsons selbstgebackenen Kuchen hatte.
Sie aß die Hälfte des Kuchens und trank zwei Gläser Milch. Jetzt, da ihr Magen zufrieden und ihr Körper vom Putzen erschöpft war, duschte Addison noch schnell und fiel völlig erledigt ins Bett.
4
Steht unsere Verabredung heute Abend noch?« Danni steckte ihren Kopf in Sylvias Büro, während sie ein Sandwich verdrückte.
»Ja, zu Angelo’s«, bestätigte Sylvia. »Ich freue mich schon.«
Danni zeigte ihr zwei Daumen hoch und setzte ihren Weg fort.
Der Nachmittag verging wie im Flug, und ehe Danni sich versah, war es schon halb sechs. Sie hatte eine Tasche mit ihren Sachen mitgebracht, damit sie nicht erst noch nach Hause musste zum Umziehen.
Sie kam gerade aus der Umkleidekabine, als Sylvia sie entdeckte. »Bist du gleich fertig?«
»Ja, gib mir noch fünf Minuten.«
»Prima. Ich fahre schon mal los und reserviere uns einen Tisch. Dann treffen wir uns dort«, sagte Sylvia.
Als Danni wenig später das Lokal betrat, sah sie Sylvia in einer Nische sitzen und ging zu ihr. »Das war eine tolle Idee. So sind wir schon lange nicht mehr ausgegangen«, sagte sie und ließ sich in den gepolsterten Sitz fallen.
»Das finde ich auch. Freut mich, dass du gekommen bist.«
In diesem Moment erschien die Kellnerin. »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte sie, während sie ihnen die Speisekarten reichte.
Sylvia bestellte ohne zu fragen für sie beide. »Sie nimmt ein Canadian«, dabei wies sie auf Danni, »und ich nehme ein Glas roten Merlot, bitte.«
Danni lächelte. »Ich wollte diesmal auch Wein bestellen«, sagte sie, nachdem die Kellnerin gegangen war.
»Ich weiß«, schmunzelte Sylvia, »aber nur, weil du mit mir zusammen bist. Du sollst das trinken, was du wirklich willst, und nicht etwas bestellen, um mir einen Gefallen zu tun«, grinste sie. »Du arbeitest jetzt seit sieben Jahren auf dem Weingut, Danni, ich kenne dich mittlerweile ziemlich gut.«
»Stimmt, das muss ich dir lassen.« Danni rutschte etwas unruhig auf ihrem Sitz herum, denn ihr wurde wieder bewusst, dass Sylvia eine Freundin war, nicht nur eine Chefin. »Den meisten Leuten ist es einfach egal«, fügte sie leise hinzu.
»Nun, mir nicht. Du bist mir sogar sehr wichtig, Danni«, sagte Sylvia sanft.
Da sie sich mit ernsten Gesprächen über sich nicht wohlfühlte, versuchte Danni abzulenken. »Zu wichtig, wenn es nach Rebecca geht«, sagte Danni und versuchte, witzig zu sein.
»Rebecca? Was hat sie denn jetzt wieder?« Sylvias Augenbrauen zogen sich zusammen.
Danni lachte. »Sie glaubt, dass du und ich etwas miteinander hätten.«
Da die Getränke kamen, konnte Sylvia nicht direkt darauf eingehen. Sie gab ihre Bestellungen auf, und als die Kellnerin wieder weg war, erhob sie ihr Glas und erklärte mit deutlichen Worten: »Rebecca Hollander ist eine schmarotzende Schlampe.« Sie hatte nicht vorgehabt, schon so früh dieses Thema anzuschneiden, aber die Gelegenheit war nun mal günstig.
Danni war klar, dass Sylvia Rebecca nicht ausstehen konnte. »Schieb nicht alles auf Rebecca, ich bin auch zur Hälfte daran schuld«, versuchte sie, Rebecca zu verteidigen.
»Du bist nicht verheiratet und betrügst deinen Ehepartner!«, schoss Sylvia zurück.
»Sie hat mir erzählt, dass Joe sie auch betrügt«, erwiderte Danni.
»Und das rechtfertigt es?«
Danni schwieg einen Moment. Sie mochte es nicht, wenn Sylvia sie dazu zwang, über ihre Lebensweise nachzudenken. Sie mochte keine Konfrontationen, solche Gespräche brachten nicht gerade ihre Schokoladenseite zum Vorschein.
Sylvia merkte, dass es Danni unangenehm war. »Ich bin auch nicht perfekt, und ich versuche nicht, dich zu belehren. Es ist mir wirklich scheißegal, dass Rebecca ihren Mann betrügt. Was mir wichtig ist, bist du. Ich wünschte, du würdest endlich begreifen, was für eine gute Partnerin du für jemanden wärst, die es ernst meint.«
Danni lachte laut auf. »Ja, klar!«
»Warum sagst du das so wegwerfend? Verdammt, das nervt mich.« Sylvia schüttelte den Kopf und griff nach ihrem Glas.
»Was willst du von mir hören, Sylvia? Hm? Wer, der bei Verstand ist, würde mich wollen?« Danni zeigte mit einem Finger auf ihr Herz. »Ich bin innerlich gebrochen, begreifst du das nicht?« Ihr Gesicht lief rot an. Sie nahm einen Schluck von ihrem Bier.
Sylvia schwieg einen Moment. »Danni, du bist zu hart zu dir selbst. Du hast nie jemandem die Chance gegeben, dich kennenzulernen. Nicht dein wahres Ich, wie du tickst«, sagte sie fürsorglich.
»Sylvia, ich weiß es zu schätzen, dass du so was sagst, aber das ist Blödsinn. Alles, was ich jemandem zu bieten habe, ist ein kurzes Vergnügen und richtig guter Sex.«
»Das ist nicht wahr.« Sylvia schüttelte den Kopf. »Wenn du eine Frau an dich heranlassen würdest, ihr erlauben würdest, dich kennenzulernen, würde sie sehen, was für ein wunderbarer Mensch du bist, der eine Menge zu bieten hat.« Sylvia ließ nicht locker, obwohl sie sehen konnte, wie unwohl sich Danni bei diesem Gespräch fühlte. »Außerdem sind wir gute Freundinnen, ich liebe dich als den Menschen, der du bist, und«, sie lächelte verschmitzt, »mit dir hatte ich noch keinen ›richtig guten Fick‹.« Sie begann, verführerisch zu lächeln, während sie an ihrem Wein nippte.
Dannis Mundwinkel zuckten. »Komm schon, du bist meine beste Freundin. Ich würde niemals . . . und außerdem bist du mein Boss, ich könnte niemals . . .« Die Röte in Dannis Gesicht zeigte deutlich ihre Verlegenheit.
»Niemals was? Mit mir Sex haben?«, sprach Sylvia es aus.
»Ja, ja genau das.«
»Warum nicht? Ich mag dich, du magst mich«, fuhr Sylvia ungerührt fort.
Danni suchte nach den richtigen Worten. »Weißt du, Sylvia . . . es ist so, dass . . . dass ich dich einfach zu sehr respektiere«, stotterte sie herum.
»Willst du damit sagen, dass du Rebecca nicht respektierst?«
Danni dachte eine Weile darüber nach. »Ehrlich gesagt, nein, das tue ich wohl nicht.«
»Du weißt aber auch, dass sie dich nicht respektiert, oder?« Sylvia hob ihr Glas und ließ Danni dasselbe tun. »Ein Toast auf den Respekt, ein sehr starkes Wort.«
»Auf den Respekt!« Danni stimmte zu. In diesem Moment wurde das Essen geliefert. »Oh, das sieht köstlich aus. Warum essen wir nicht jede Woche hier?«
Sylvia grinste. »Ich weiß, die kochen echt gut hier.«
Beim Essen unterhielten sie sich eher zwanglos und weniger ernst, genossen die gemeinsame Zeit.
Sylvia kümmerte sich wie immer um die Rechnung, obwohl Danni es angeboten hatte.
»Danni, ich hoffe, du weißt, dass du eher meine Freundin als meine Angestellte bist«, betonte sie schließlich noch einmal, als sie draußen vor ihren Autos standen.
»Ich weiß, Sylvia, ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du dich um mich sorgst. Es ist nur so, dass das noch nie jemand getan hat.« Danni umarmte sie herzlich.