»Es geht mich ja nichts an, aber wie wollen Sie zwei Jahre lang ohne Einkommen auskommen?«, fragte Sylvia.

»Ich bin mit meinen Investitionen gut gefahren und habe genug Geld, um eine Weile durchzuhalten«, fuhr Addison geschäftig fort. »Geld ist nicht das, was ich im Moment brauche. Ich möchte in Sie investieren«, erklärte sie. »Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Sie sind die einzige Frau, die ihr eigenes Weingut besitzt, und das beeindruckt mich zutiefst. Sie sind so erfolgreich, dass Ihre Weine in allen lokalen und überregionalen Spirituosengeschäften zu finden sind. Alles, was ich über Carter’s Winery gelesen oder gehört habe, war nur positiv.«

»Nun, interessant klingt das auf jeden Fall«, sagte Sylvia und setzte sich hinter ihren Schreibtisch. »Und wie soll es danach mit der Partnerschaft weitergehen?«

Erleichtert über Sylvias Interesse setzte sich Addison auf den Stuhl vor Sylvias Schreibtisch und sprach weiter. »Ich würde dann gern einen neuen Vertrag mit Ihnen für die Zukunft ausarbeiten, je nachdem, wie sich die Situation gestaltet.« Sie beugte sich etwas vor. »Ich sage Ihnen ganz offen, dass ich keine Ahnung davon habe, wie man ein Weingut bewirtschaftet, aber ich will es lernen. Und zwar von den Besten lernen. Sie werden bestimmt nicht enttäuscht sein.« Addison lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Natürlich müssen Sie sich nicht sofort entscheiden, aber wegen der schon beginnenden Saison kann ich nicht mehr lange warten«, fügte sie noch hinzu.

Sylvia stand auf und griff zum Telefon. »Danni, kannst du mir bitte eine Flasche Zinfandel ins Büro schicken?«

»Klar, Sylvia. Aber ist es nicht ein bisschen früh, um mit dem Trinken anzufangen?«, scherzte Danni und legte auf.

Wenige Augenblicke später stand Andy vor Sylvias Tür mit einer Flasche Zinfandel vom letzten Jahr.

Sylvia öffnete die Flasche und schenkte zwei Gläser ein. Sie bot eines davon Addison an, die inzwischen ebenfalls aufgestanden war.

»Ich möchte einen Toast aussprechen«, sagte Sylvia, und sie hoben ihre Gläser. »Ich muss ein bisschen über Ihren zugegeben ungewöhnlichen Vorschlag nachdenken, aber definitiv einen Toast auf die neuen Perspektiven aussprechen.«

Addison strahlte. »Auf die Perspektiven.« Sie stieß mit Sylvia an und trank. »Sehr sanft und fruchtig«, sagte sie bewundernd.

Nachdem Addison gegangen war, dachte Sylvia über das Gespräch nach. Sie konnte definitiv von der Partnerschaft profitieren. Zudem bewunderte sie Addisons Vorgehensweise. Sie war selbstbewusst, klug, schön und entschlossen.

10

Addison hörte das Telefon klingeln. In der Hoffnung, dass es Sylvia Carter war, lief sie hin, um abzunehmen. »Hallo?«

»Addison Graves, bitte«, antwortete die Stimme.

»Am Apparat. Sind Sie es, Ms. Carter?«

»Ja. Wie geht es ihnen?«

»Ehrlich gesagt, das hängt davon ab, was Sie mir gleich erzählen.« Addison wartete seit sechsunddreißig Stunden sehnsüchtig auf diesen Anruf.

»Ich würde gern heute Abend vorbeikommen, um einige Dinge durchzugehen und eventuell ein paar Dokumente zu unterschreiben, wenn wir uns einigen können.«

Addison wäre vor Freude am liebsten an die Decke gesprungen. »Das hört sich großartig an. Ich erwarte Sie gegen sieben, wenn das geht«, schlug sie vor.

»Sieben ist gut«, stimmte Sylvia zu, und sie verabschiedeten sich.


Addison konnte den ganzen Tag über nichts essen. Die Erwartung, dass Sylvia mit einem möglichen Vertrag kommen würde, machte sie fast verrückt. Die zu besprechenden Dinge, die Sylvia am Telefon erwähnt hatte, beunruhigten sie allerdings ein wenig.

Es stellte sich heraus, dass es keinen Grund zur Sorge gab. Alle Bedenken und Einwände wurden besprochen, es wurde eine Einigung erzielt, die Papiere wurden unterzeichnet, und die Sache war buchstäblich noch am selben Tag unter Dach und Fach.

Bevor sie sich verabschiedeten, hatte Addison noch eine Bitte. »Ich bräuchte Hilfe beim Aussortieren der Werkzeuge in der Scheune, ich selbst kann nicht so recht einschätzen, was Schrott ist und was ich behalten kann.«

Sylvia überlegte kurz. »Ach, ich werde Danni morgen früh vorbeischicken«, bot sie an.

»Hattest du nicht neulich mit Danni telefoniert, als ich in deinem Büro war? Er ist wohl deine rechte Hand«, stellte Addison fest. Im Laufe des Abends hatten sie sich auf das Du geeinigt.

Sylvia lächelte nur. »Das kann man so sagen. Danni wird dann also morgen zu dir kommen.« Sie reichte Addison die Hand und sagte zum Abschied: »Nochmals vielen Dank, dass du mit deinem Angebot an mich herangetreten bist. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass wir beide davon profitieren werden.« Sie öffnete die Haustür.

Addison stimmte zu. »Das denke ich auch, und nochmals danke.«

Am nächsten Morgen, gegen halb zehn, klingelte es an Addisons Haustür. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass jemand die Einfahrt heraufgekommen war.

Als sie die Tür öffnete, stand dort eine äußerst attraktive dunkelhaarige Frau mit dunkelbraunen Augen und einer goldenen Bräune, die ihr irgendwie bekannt vorkam. Diese Frau raubte Addison für einen Moment den Atem. »Hallo, kann ich Ihnen helfen?«, brachte sie mühsam hervor.

Man hätte Danni mit einer Feder umschubsen können. Da stand die Frau vor ihr, die sie seit Wochen in Charlie’s Bar verzweifelt gesucht hatte. Danni war plötzlich sprachlos, was sonst nie passierte. Sie musterte Addison von Kopf bis Fuß. Im Tageslicht statt in einer schummrigen Bar erschien sie sogar noch schöner. »Ich . . . ich . . . ich bin Danni«, stotterte sie vollkommen ungewohnt. »Sylvia hat mich geschickt.« Sie reichte Addison die Hand.

»Sie sind . . . Danni.« Addison schüttelte überrascht Dannis Hand. Jetzt wurde ihr klar, warum ihr diese Frau bekannt vorkam. Das war die attraktive Dunkelhaarige aus Charlie’s Bar.

Danni war immer noch von der großen blonden Frau vor ihr beeindruckt. Sie lächelte, als sie merkte, dass diese Frau einen Mann erwartet hatte. »Diese Reaktion erlebe ich eigentlich oft.«

»Tut mir leid, ich habe nicht erwartet, dass Sie . . .«, murmelte Addison verlegen.

»Eine Frau sind?«, beendete Danni den Satz.

»Ja, so etwas in der Art«, gab Addison zu. Ich habe auch nicht erwartet, dass du die Dirty Dancerin aus der Lesbenbar bist, fügte sie in Gedanken hinzu. »Kommen Sie rein. Ich habe eine Kanne Kaffee gemacht, möchten Sie einen?«

»Ich hätte gern einen Kaffee«, nahm Danni das Angebot an. Da sie nicht genau wusste, wie sie ihr Gespräch beginnen sollte, ging sie auf Nummer sicher und sprach über die Arbeit. »Also, Sylvia sagte, Sie hätten ein paar Werkzeuge, die sortiert werden müssten. Wo . . .?« Sie ließ den Satz offen.

Froh über den Themenwechsel erwiderte Addison: »Ein paar sind in der Garage, aber das meiste lagert in der Scheune.«

»Sollen wir uns mit dem Kaffee auf den Weg machen und nachsehen?«, schlug Danni vor. »Ich werde auf dem Weingut gebraucht, ich sollte nicht allzu lange weg sein.«

Es überraschte Addison positiv, dass Danni anscheinend wenigstens eine gewissenhafte Einstellung zu ihrer Arbeit hatte. »Natürlich, sehen wir uns das gleich an. Ach, und . . . ich vergaß ganz, mich vorzustellen. Addison Graves«, sagte sie und reichte Danni noch einmal die Hand. »Und – lassen wir das Sie.«

K. T. Talbot: Es hat sich ausgewildert, Darling

1 Danni wachte vom nervigen Summen ihres Weckers auf. Mit einem routinierten Griff drückte sie auf...
»Das wär’s dann, oder?«, schloss Sylvia ihre Besprechung ab. »Oder hast du noch was?« »Nein.«...
Sie strich sich kurz durch die Haare und ging dann hinüber, um mit der blonden Schönheit zu reden....
»Das hört sich ja aufregend an.« Danni verdrehte die Augen. »Du weißt wirklich, wie man einen Mann...
Um neun Uhr abends saß Addison bei einem Glas kalter Milch und Blaubeerkuchen. Das war ihr...
»Wir sehen uns morgen. Und danke für den Abend. Du bist eine gute Freundin, verkaufe dich nicht...
Ihr Mann stimmte ein und hob ebenfalls sein Glas. »Graham«, sagte er knapp. »Also dann«, Addison...
»Sie würden auf beiden gut aussehen«, grinste er süffisant und hielt sich wohl für unwiderstehlich...
Andy lachte. »Wahrscheinlich nicht. Obwohl ich vielleicht gern da wäre, so mit all den Frauen.«...
»Jetzt sofort. Soll ich dir die Papiere und den letzten Scheck per Post schicken, oder willst du...
»Es geht mich ja nichts an, aber wie wollen Sie zwei Jahre lang ohne Einkommen auskommen?«, fragte...
»Danni.« Sie nahm Addisons Hand und spürte der Berührung nach, die in ihr ein Verlangen nach mehr...