»Da bist du ja!« Endlich sah sie Frauke aus ihrem Wagen steigen und lief auf sie zu.

Irritiert sah Frauke sich um. »Wo ist das Restaurant? Da ist gar kein Schild.«

»Es ist etwas ganz Besonderes. Nur für Leute, die es kennen«, behauptete Dani. »Komm. Hier geht es rein.« Sie hakte sich bei Frauke ein und zog sie mit sich zum Eingang.

»Ähm . . . Dani . . .« Frauke benahm sich ein bisschen wie ein störrischer Esel.

»Oh nein!« Dani blieb stehen. »Du bist doch nicht nur gekommen, um doch noch abzusagen? Frauke . . . Liebling . . . Wir waren ewig nicht aus.«

»Ja. Ja, ich weiß.« Frauke sah schuldbewusst aus. Aber auch sehr verspannt. Wobei das bei ihr nicht unbedingt etwas Außergewöhnliches war.

»Was ist das da mit deinen Schultern?«, fragte Dani, legte ihre Hände darauf und begann, Fraukes Schultern zu massieren. »Du solltest öfter als zweimal die Woche zum Training gehen. Oder wenigstens zwischendurch dehnen.«

»Ich weiß«, sagte Frauke. Sie wand sich unter Danis Händen. »Aber ich muss dir –«

In dem Moment wurde die Tür aufgerissen. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«, dröhnte es laut im Chor.

Fraukes Augen öffneten sich mindestens so weit wie die Tür. »Was ist das?«, fragte sie verstimmt.

»Alle wollten dir gratulieren.« Dani lachte sie an. »Und außerdem wartet da drin eine Überraschung auf dich.«

»Ich hasse –«, setzte Frauke an.

»Ich weiß«, unterbrach Dani sie. »Aber diese wirst du lieben. Guck es dir wenigstens an.« Sie zog Frauke mit sich zum Eingang.

Widerstrebend, aber doch gehorsam folgte Frauke ihr.

»Erkennst du es wieder?«, fragte Dani. Ihre Augen leuchteten.

Frauke stand im Eingang und starrte nur auf die Dekoration.

Dani konnte es kaum noch erwarten. Sie trippelte von einem Fuß auf den anderen. »Das ist das . . .«

»Piccola Italia«, setzte Frauke tonlos fort.

»Ja, genau. Das Piccola Italia«, wiederholte Manuela, die jetzt vor ihnen stand. »In dem wir alle dich kennengelernt haben. Vor allem aber . . .«, sie blinzelte Dani zu, »deine Liebste.«

Frauke war offensichtlich sprachlos, als sie nun zwei Frauen, Dani rechts, Manuela links, gemeinsam in das nachgebaute Lokal schleppten.

»Und ich habe einen original italienischen Koch gefunden, der dir alles zubereiten wird, was du dir wünschst. Und Dani auch.« Manuela verzog das Gesicht. »Sie sagte, damals hast du nur einen Salat gegessen. Aber das ist doch kein Essen. Das ist Kaninchenfutter.«

»Hier.« Manuela tat, als wäre sie der Kellner, schlug mit einem imaginären Tuch auf die Sitze der Stühle, dann auf den Tisch, als müsste sie Krümel entfernen, und hielt Frauke zuvorkommend den Stuhl fest, damit sie sich setzen konnte.

Frauke war offensichtlich so überrascht, dass sie sich nicht wehren konnte. Sie setzte sich.

Eine ganze Menge Leute waren hier und saßen nun bereits an den Tischen, nachdem sie zuvor den Chor an der Tür gebildet hatten. Eine kleine Band machte sich zum Spielen bereit.

Frauke holte tief Luft. »Das . . . hast du alles gemacht?« Sie sah Dani mit einem merkwürdigen Blick an.

Dani lächelte, hauchte einen Kuss auf ihre Lippen und setzte sich dann neben sie, nahm ihre Hand. »Mit der Hilfe der anderen. Alle haben mitgeholfen. Weil sie dich lieben.« Sie beugte sich vor und küsste nun Fraukes Hand. »Weil ich dich liebe.«

»Wohl mehr Letzteres.« Auf einmal hatte Frauke wieder zu ihrer trockenen Art zurückgefunden. »Und weil sie dich lieben.«

»Spielt doch keine Rolle«, sagte Dani. »Freust du dich?« Sie gab der Band ein Zeichen, und sie begannen einen Song zu spielen, der vor vierzehn Jahren populär gewesen war.

»Das ist doch –« Frauke starrte auf die improvisierte Bühne.

»Unser Lied«, lächelte Dani. »Das haben wir nicht an jenem Abend gehört, sondern später. Als wir das erste Mal tanzen waren. Aber ich dachte, es passt hierher.«

Immer noch starrte Frauke die Bühne an, dann die Menschen, die standen und saßen und ihr zuprosteten. »Ja«, stimmte sie zu. »Das passt.«

»Willst du zuerst essen oder zuerst tanzen?«, fragte Dani. »Hast du Hunger?«

Die Entscheidung wurde ihnen jedoch abgenommen, denn der Koch kam mit dem Essen an, ohne dass sie bestellt hatten. Mit viel Brimborium stellte er das Essen vor sie hin und verschwand mit einem strahlenden »Buon Appetito!«

»Ich habe mir mal erlaubt, ihn etwas zubereiten zu lassen, ohne euch zu fragen. Ich hatte Angst, sonst wird es vielleicht doch nur Salat.« Manuela sah Frauke etwas strafend an. »Es sind drei Gänge. Und dann gibt es noch eine Überraschung. Also würde ich euch raten anzufangen, sonst sitzt ihr die ganze Nacht beim Essen und kommt gar nicht zum Tanzen.«

»Wäre das das Schlimmste?«, murmelte Frauke.

»Liebling . . .« Dani warf Manuela einen Blick zu, und sie zog sich zu ein paar anderen Leuten an einen Tisch zurück. »Manuela hat sich so viel Mühe gegeben. Und die anderen auch. Mich eingeschlossen. Gefällt es dir denn gar nicht?«

Einen Moment zögerte Frauke, dann hob ein leichtes Lächeln ihre Mundwinkel. »Doch, natürlich. Es gefällt mir. Das Lokal war meine zweite Heimat, und es wiederzusehen, ist . . .«, sie schluckte, »etwas, das ich nicht erwartet hätte.«

Bedauernd zuckte Dani die Schultern. »Ich weiß, es ist nicht das Original, aber es ist ja dunkel. Und ich hoffe, dass du mir wenigstens einen Tanz schenkst. Auch wenn wir gesagt hatten, keine Geschenke.« Sie lachte. »Dabei ist dein Geburtstag auch unser Jahrestag. Und da sparen wir sowieso schon die doppelten Geschenke.«

Frauke blieb einsilbig, aber sie blickte auf ihren Teller und dann auf Danis und sagte »Guten Appetit«.

Dani und sie begannen, die Vorspeise zu essen, die aus einer Zusammenstellung verschiedener Vorspeisen bestand.

Danach mussten sie auf den Hauptgang warten, und Dani zerrte Frauke zur Tanzfläche. Die Band spielte ihren Song, und Dani schmiegte sich an Frauke, als sie tanzten. Es war wirklich fast wie ein Déjà-vu. Fast wie damals, als ihr Herz so laut für Frauke geschlagen hatte, dass sie die Musik beinah nicht hatte hören können.

Genau in der Sekunde, als sie zurückkehrten, wurde der Hauptgang serviert. Alle anderen tanzten, aßen, tranken, lachten, und sie waren trotzdem ganz allein in der Menge. Sie aßen schweigend, dann mussten sie noch auf das Dessert warten, und Dani tastete nach der kleinen Schachtel in ihrer Tasche.

Sie hatten bereits Ringe, die sie trugen, aber da sie nicht verheiratet waren, waren es keine Eheringe. Das war auch nicht unbedingt nötig, aber Dani fand, auch nach vierzehn Jahren gehörte ein Ring dazu, einer Frau einen Antrag zu machen.

Sie wollte gerade den Mund öffnen, da sagte Frauke: »Ich habe meine Sachen aus der Wohnung geholt. Ich wollte dich anrufen, aber dann dachte ich, ich sage es dir lieber persönlich, bei unserem intimen Essen zu zweit.« Sie rollte die Augen, als sie sich umsah. »Das hier konnte ich ja nicht ahnen.«

Danis Hand verharrte über der Schachtel. »Wie meinst du das, du hast deine Sachen aus der Wohnung geholt?«

Ruth Gogoll: Eine quasi verheiratete Frau

1 Daniela freute sich. Sie freute sich auf den heutigen Abend. Zuerst einmal freute sie sich aber...
»Vierzehn Jahre. Und nie verheiratet.« Manuela seufzte erneut. »Das ist schlau. So bleibt die...
Ehrlich gesagt war Dani selbst nicht sehr glücklich gewesen zu dem Zeitpunkt. Sie hatte ein paar...
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»Wie ich es sage«, entgegnete Frauke. »Es klappt einfach nicht mit uns. Ich brauche etwas . .....
»Mach dir keine Vorwürfe«, sagte Manu in diesem Moment, als hätte sie ihre Gedanken gehört. »Wenn...
Lea und Swetlana – neben Manu ihre besten Freundinnen – hatten sie zwar auch zu dem einen oder...
Und Frauke hatte Dani verlassen, nicht sie Frauke. Von einer Minute auf die andere. Sie hatte...
Ein wenig bereute sie ihren Entschluss schon. Ihre Zustimmung dazu, sich von Triz fotografieren zu...
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»Nicht in deinem Alter vielleicht«, erwiderte Dani leicht indigniert. Kurz betrachtete Triz sie...
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