Gedanken
Ruth Gogoll und andere Autorinnen schreiben über Themen, die sie bewegen.

Bei so viel Lob muss ich mich natürlich jetzt gleich noch mal zu Wort melden. 😎 Ein Verlag ist immer ein Geben und Nehmen, um das gleich vorweg zu sagen. Die Autorinnen geben uns ihre Manuskripte, haben ihr Bestes getan, als sie diesen Roman geschrieben haben, und hoffen auf eine Veröffentlichung. Wir erhalten die Manuskripte und hoffen ebenfalls darauf, dass das Manuskript zur Veröffentlichung geeignet ist, denn davon leben wir. Dann geben wir den Autorinnen all unser Wissen und Können aus jetzt bald 25 Jahren, um aus dem, was wir da von den Autorinnen bekommen haben, das Allerbeste zu machen, was überhaupt daraus zu machen ist. Das fängt schon bei den Kommafehlern an 😉, hört aber da noch lange nicht auf, sondern erstreckt sich weiter über den Inhalt, die Figurenentwicklung und den Spannungsbogen. Und was es sonst alles noch so gibt. Unter anderem das Lektorat, der Satz oder das Cover. Das immer wieder ein kleines Kunstwerk ist, wofür unsere Grafikerin eine ganze Weile braucht. Das ist keine Sache von ein paar Minuten.

Erst, wenn das alles stimmt, kann das Buch veröffentlicht werden. Interessanterweise habe ich gerade kürzlich wieder festgestellt, dass manche Leserinnen anscheinend glauben, wir bekommen die Manuskripte so von den Autorinnen, wie wir sie dann auch veröffentlichen. Wir laden sie praktisch nur noch hoch. So ist es nicht. Ich weiß, Selfpublisher machen das, aber wir sind keine Selfpublisher, wir sind ein Verlag. Und das heißt, in jedem dieser Bücher steckt schweißtreibende Arbeit, nachdem wir es von der Autorin bekommen haben. Wenn die Autorin uns das Manuskript überlässt, einen Vertrag mit uns schließt, fängt für uns die Arbeit erst an. Für die Autorin aber auch noch einmal, denn die Überarbeitung eines Manuskripts ist oft mehr Arbeit, als es ursprünglich zu schreiben.

Dass wir die Autorin dabei unterstützen und alles für sie tun, was wir können, halte ich jedoch auch für selbstverständlich, denn das ist das, woraus das Verlagsgeschäft besteht. Bei Dir, Kay, hat es mir damals besonders leidgetan, dass ein großartig geschriebenes Buch aus Gründen, die überhaupt nichts mit dem Buch zu tun hatten, heruntergemacht wurde, ohne dass überhaupt darauf geachtet wurde, was für eine großartige Arbeit Du mit diesem Buch geleistet hattest. Das hat mir selbst im Herzen wehgetan.

Nein, wir sind keine Kühlschränke, die man einfach so behandeln kann, da hast Du recht. Aber dennoch muss man leider immer damit rechnen. Denn niemand, der noch nie selbst ein Buch geschrieben hat, kann sich vorstellen, was für eine harte Arbeit das ist. Ebenso wie manche Leserinnen glauben, dass wir die Bücher einfach nur so hochladen, glauben sie wohl, dass das Schreiben nicht länger dauert als das Lesen und auch nicht mehr Anstrengung verlangt. Jede Autorin, die sich Monate oder vielleicht sogar Jahre damit beschäftigt hat, ein Buch zu schreiben, weiß es natürlich besser, aber wer ist schon Autorin?

Dass ich Dich über die Jahre davon überzeugt habe, doch wieder ein Buch zu schreiben (oder jetzt sogar schon zwei 😉), sodass Du jetzt die Anerkennung bekommen hast, die Du auch verdienst, freut mich sehr. Denn zum Schluss setzt sich Qualität doch immer durch. Und es wäre schade gewesen, wenn Dein letztes Erlebnis ein schlechtes gewesen wäre, das nicht Deiner Qualität als Autorin entspricht.

Das war auch immer mein eigenes Motto. Was bei all den Angriffen und Schmutzkampagnen, die gegen mich gestartet wurden, wirklich nicht immer einfach war, das stimmt. Aber wie Laotse schon sagte:

»Wenn du dich sorgst, was andere Menschen von dir denken, wirst du immer ihr Gefangener sein.«

Das ist eine ganz, ganz große Wahrheit. Du weißt nicht, wo dieser Mensch, der etwas Böses über Dich sagt, gerade herkommt. Du weißt nicht, was er hinter sich hat. Du weißt nicht, was seine Absicht ist. Du weißt nicht, welche Verletzungen er erfahren hat, für die er sich jetzt an Dir rächen will, obwohl Du gar nichts dafür kannst und nichts damit zu tun hast.

Wenn ein Mensch etwas Böses zu Dir sagt oder Dich einer bösen Tat bezichtigt, dann sagt das immer sehr viel mehr über diesen Menschen aus als über Dich. Vielleicht hat er genau das getan, wessen er Dich jetzt bezichtigt, und schämt sich nur dafür, will seine Scham auf Dich übertragen, sucht einen Sündenbock für sein eigenes Versagen oder sein eigenes Schicksal. Vielleicht erinnerst Du ihn an irgendjemanden, den er hasst oder fürchtet, und er beißt um sich wie ein armes, verletztes Tier, das sich nicht anders wehren kann. Du weißt es nicht. Deshalb darf man so etwas nie persönlich nehmen. Es trifft Dich vielleicht in dem Moment persönlich, aber es hat nichts mit Dir zu tun.

Was jedoch etwas mit mir zu tun hat, ist das ganze Lob, das Du über mich ausschüttest, und ich bedanke mich untertänigst dafür. 🙏 Ich bin ein sehr gefühlvoller Mensch – wie Du ja auch weißt, da Du mich gut genug kennst –, und aus diesem Gefühl heraus versuche ich anderen Menschen zu helfen, versuche auch meinen Autorinnen zu helfen, das Beste aus sich herauszuholen, worauf sie dann auch stolz sein können.

Du jedenfalls kannst stolz auf Dich sein, denn was Du geschafft hast, hast Du zum Schluss ganz allein geschafft. Ja, ich habe Dich dazu überredet, es noch einmal zu versuchen, aber Du hast diese Bücher geschrieben, und deshalb hast auch Du das Lob der Leserinnen verdient. Dafür hast Du hart gearbeitet.

Ich freue mich nur, dass ich dabei helfen konnte. 😎

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