Gedanken
Ruth Gogoll und andere Autorinnen schreiben über Themen, die sie bewegen.

Ja, das hat schon was mit den Intervallen, ob nun beim Schreiben oder beim Essen. Ob das vielleicht auch etwas mit unserem Biorhythmus zu tun hat? Da geht es ja auch oft auf und ab, und während man sich an einem Tag fragt, wie man alles schaffen soll, sich nur herumschleppt, merkt man an anderen Tagen die Anstrengung überhaupt nicht, schafft mit Leichtigkeit das Doppelte.

Manchmal finde ich das etwas unfair, gerade auch dann, wenn ich etwas schaffen will oder sogar muss und einen Tag habe, an dem einfach nichts geht, aber es hat vielleicht auch mit dem Thema Pausen zu tun. Wir brauchen einfach Pausen, um gesund, fit und leistungsfähig zu sein. Wir können nicht 24 Stunden am Tag durcharbeiten, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr, jedes Jahr unseres Lebens, ohne Unterbrechung, ohne Wochenende, ohne Urlaub, wie das anscheinend zu Downton-Abbey-Zeiten noch die Dienstboten konnten, ohne zusammenzubrechen.

Was das Essen betrifft – oder das Nicht-Essen –, da habe ich persönlich die besten Erfahrungen damit gemacht, nur jeden zweiten Tag zu essen. Auch bei mir war zuerst das Gewicht der Grund, weil ich mich einfach nicht mehr gern im Spiegel angesehen habe, aber als ich dann damit angefangen habe, immer einen Tag beim Essen auszulassen, nahm ich nicht nur ab, sondern ich hatte auch das Gefühl, mein Gehirn funktionierte besser. Vor allen Dingen an den Tagen, an denen ich nicht gegessen habe.

Was daran auch noch schön war, war, dass ich wirklich essen konnte, was ich wollte. Ich musste weder Kalorien zählen noch auf irgendetwas verzichten. Zwar habe ich mich auch nicht mit Süßigkeiten vollgestopft, aber ein Stückchen Kuchen, eine Pizza oder ein schönes Sonntagsbrötchen mit Marmelade war überhaupt kein Problem. Ich nahm trotzdem ab.

Zu dieser Art des Essens bin ich zuerst über das Schlank-im-Schlaf-Prinzip gekommen, und zwar deshalb, weil ich die Idee am Anfang so absurd fand. 🤨 Als ich das das erste Mal hörte, dachte ich: Jaja, natürlich. Schlank im Schlaf. So ein Betrug. Das funktioniert doch nie. Weil ich wie wahrscheinlich auch die meisten anderen Leute, die abnehmen wollten, dachte, Abnehmen muss anstrengend sein, das muss richtig wehtun und man muss sich dabei quälen. Sich einfach abends hinlegen und zu erwarten, dass man morgens ein paar Kilo leichter ist, das ist nichts anderes als Selbstbetrug. Oder Wunschdenken.

Aber dann las ich mir mal durch, worauf dieser Dr. Pape, der das aufgebracht hat, seine Methode aufbaute, und da wurde ich doch nachdenklich. Dr. Pape hat nämlich damals schon das Insulin ins Spiel gebracht, das heute von den Intervallfasten-Gurus so betont wird. Da ich keine Ärztin bin und auch keine Ahnung von Physiologie hatte, erschien es mir trotzdem lange Zeit mehr als eine Art kurzzeitiger neuer Diät, mit der jemand wie mit allen anderen Diäten nur Geld machen wollte.

Wobei ich insbesondere Probleme mit der Idee hatte, mich morgens vollzustopfen – was ich normalerweise nie tue –, dafür aber abends auf meine geliebte Schnitte Brot zu verzichten, vor dem Schlafengehen keine Kohlenhydrate zu essen. Ich bin nämlich ein ziemlicher Kohlenhydratfan. 😄 Damals war es auch noch so, dass immer noch behauptet wurde, Fett macht dick, Kohlenhydrate nicht. Erst seit kurzem weiß man ja, dass das Unsinn ist, dass es eigentlich genau umgekehrt ist.

Dr. Pape scheint das damals aber schon bei seinen Patienten beobachtet zu haben und hat aus diesem Grund seine Methode entwickelt, die auch funktionierte. Die Leute stopften sich morgens mit Brot, Brötchen, Marmelade und Croissants voll, aßen abends nur noch Salat, Eier, Fisch oder Käse und nahmen ab. Außerdem hielten sie zwischen den Mahlzeiten mindestens einen 5-Stunden-Abstand ein, wie Dr. Pape es propagierte.

Das Problem dabei fand ich nur, dass man auf diese Art noch recht spät zu Abend essen muss. Wenn man beispielsweise um 8:00 Uhr frühstückt oder mit dem Frühstück aufhört, isst man dann frühestens um 13:00 Uhr Mittag (oder auch später), hört dann vielleicht um 14:00 Uhr mit dem Essen auf, und wenn man dann noch einmal fünf Stunden dazurechnet, ist man schon bei einem Abendessen um 19:00 Uhr, hat großen Hunger, weil man ja keine oder nur wenig Kohlenhydrate essen soll, und soll sich dann auf Salat beschränken. Und ein Salatfan war ich noch nie. 😉 Schon gar nicht abends. Um 20:00 Uhr ist das Abendessen dann vielleicht vorbei, man hat immer noch Hunger, geht hungrig ins Bett, kann nicht schlafen, wacht am nächsten Morgen mit einem wahnsinnigen Hunger auf usw.

Weil ich das dachte, hielt mich das damals davon ab, das auszuprobieren. Ich lernte aber Leute kennen, die das ausprobiert hatten und bei denen es funktionierte. Zu meinem Erstaunen, muss ich zugeben.

Ich versuchte es also auf andere Art, hatte damit aber nicht so viel Erfolg. Bis ich dann davon hörte, dass man auch mal einen Tag beim Essen auslassen kann. Das erschien mir einfacher, als immer fünf Stunden Zwischenraum zu zählen und abends kein Brot mehr zu essen. Auf die Art kam ich dann zu der Methode 1:0, also immer einen Tag essen, einen Tag nicht essen.

Und da machte es dann klick. Es war tatsächlich sehr einfach, ich nahm ab, und außerdem schien mein Gehirn sich darüber zu freuen, dass es mal einen Tag freie Bahn hatte und ihm nicht immer das Verdauungssystem dazwischenkam, das so viel Blut und Energie abzog, sobald es Essen verarbeiten musste. Während ich vorher oft das Gefühl hatte, mein Gehirn möchte lieber Urlaub haben, um sich auszuruhen, merkte ich auf einmal, dass es ganz begeistert in den Startlöchern stand und durchstarten wollte, wenn ich nichts aß.

Erstaunliche Erfahrungen, dachte ich damals. Und verstand es eigentlich nicht. Sah nur, dass es funktionierte. Heute sieht man das mit dem Fasten in Intervallen, ob jetzt Stunden, einen Tag oder mehrere Tage, überall, und genau das, was Dr. Pape damals schon sagte, nämlich dass es um das Insulin geht, ist die Erklärung dafür, dass es so einfach ist, mit Fasten in Intervallen abzunehmen.

Das Schreiben in Intervallen funktioniert dadurch auch viel besser, und nur dadurch konnte ich meinen Roman fertigstellen, der nun im 25. Jubiläumsjahr von el!es erscheinen soll. Worauf ich sehr stolz bin. 😎 Ich schreibe hauptsächlich an den Tagen, an denen ich nichts esse. Weil mein Gehirn dann nur so sprüht vor Ideen und alles viel weniger anstrengend ist als normalerweise. Das fand ich das Erstaunliche und Überraschende daran, als ich das zum ersten Mal erlebte. Ich hatte sehr viel geschrieben, und ich fühlte mich überhaupt nicht erschöpft, wie das normalerweise nach so vielen Wörtern oft so war. Da war ich dann manchmal richtig leer im Kopf.

Nicht so nach einem Tag nichts essen. Fasten will ich das gar nicht nennen, weil Fasten für mich bedeutet, dass man sich mehrere Tage oder Wochen zurückzieht und meditiert und sich auf nichts anderes konzentriert. Ich finde den Ausdruck etwas unglücklich. Mein Alltag läuft ja einfach weiter, ich arbeite, ich schreibe, ich esse nur nichts. Und mein Gehirn freut sich so darüber, dass es fast 24 Stunden durcharbeitet und ständig etwas zu tun haben will, praktisch keine Pause braucht.

Auf die Art schreibe nur jeden zweiten Tag, wenn ich an einem Buch arbeite, wie ich es vor einiger Zeit getan habe, aber an den Tagen, an denen ich schreibe, kommt eine Menge zusammen. Es ist mal wieder die bekannte alte Weisheit Weniger ist mehr, scheint mir. Wobei es in diesem Fall eigentlich sogar heißen müsste Nichts ist mehr. 😎

Es wurde ja schon gesagt, dass es sehr entlastend ist, wenn man nicht kochen muss, sogar, wenn man nicht essen muss. Ganz zu schweigen vom Abwasch und vom Saubermachen, wenn man sich den Herd nach dem Kochen anschaut und die ganzen Utensilien, die man benutzt hat. Sofern man sich nicht von irgendwelchem Fast Food oder Fertiggerichten ernähren will. Was grundsätzlich ungesund ist, weshalb ich das nicht (mehr) tun möchte.

Gibt es eigentlich irgendwelche Studien dazu, warum das Gehirn so viel besser funktioniert, wenn man nichts isst, Ruth? Das würde mich interessieren. Ich weiß zwar schon, dass das Verdauungssystem den Körper sehr belastet, wenn man isst, vor allem wenn man zu viel isst, aber ist es allein diese Entlastung, die das Gehirn so arbeitswütig werden lässt? Oder gibt es da noch andere Erkenntnisse?