Gedanken
Ruth Gogoll und andere Autorinnen schreiben über Themen, die sie bewegen.

Ich hoffe, ich enttäusche Dich nicht mit meinem Buch, liebe Steffi. 🙂 Abenteuerroman – ich weiß nicht. Ich glaube, darunter stellt man sich doch etwas anderes vor. Henrike ist auf der Flucht. Das ist in gewisser Weise ein Abenteuer – für sie als eine Frau ihrer Zeit doppelt und dreifach, weil Frauen damals ja noch in langen Röcken herumgelaufen sind und mit Korsett –, aber wahrscheinlich ist es doch mehr so etwas wie eine Selbstfindung durch Liebe.

Das Leben war damals wahrscheinlich generell ein größeres Abenteuer, würde ich vermuten. Es gab so viele Bequemlichkeiten nicht, die uns heute selbstverständlich sind. Es gab größere Risiken. Man konnte an einer Lungenentzündung sterben oder an allen möglichen Infektionen, weil es noch keine Antibiotika gab und solche Sachen. Die Leute starben jünger, weil sie sehr hart körperlich arbeiten mussten, nichts zu essen hatten, weil Frauen jedes Jahr ein Kind bekamen und davon ausgelaugt wurden, sich dazwischen nicht erholen konnten, bis sie dann beim zehnten Kind im Kindbett starben.

Und ganz sicher war es gar nicht so einfach, lesbisch zu sein. Ich frage mich immer noch, wie man überhaupt auf den Gedanken kommen konnte als Frau. Heute geht man einmal ins Internet, und schon finden sich tausend Geschichten und Bilder, Romane, Instagram-Seiten. Damals? Gar nichts. Ganz abgesehen davon, dass es keine Computer gab und kein Internet und keine Handys, gab es bestimmt auch keine lesbischen Geschichten in der Gartenlaube, in der Hedwig Courths-Mahler ihre Liebesromane veröffentlichte. 😀

Viele Frauen waren unglücklich mit den Männern, die sie hatten heiraten müssen, weil man als Frau nicht allein leben konnte, keinen Beruf ausüben konnte, nicht selbst Geld verdienen konnte. Aber wurde dann unter Frauen über die Gründe gesprochen? Ich denke, nicht. Man sprach ja noch nicht einmal über Sex oder was im Schlafzimmer eines Ehepaars stattfand.

Die Frauen wussten nichts darüber, wenn sie als Jungfrauen in die Ehe gingen, und hatten wahrscheinlich selten das Glück, auch nur einmal im Leben einen  Orgasmus zu erleben. Sie ließen das eben alles über sich ergehen, und ob eine Frau das deshalb hasste, weil sie lesbisch war oder weil ihr Mann ihr, obwohl sie hetero war, einfach nicht die Aufmerksamkeit in sexuellen Dingen schenkte, die sie gebraucht hätte – das interessierte wahrscheinlich niemanden. Oder es wurde einfach nicht darüber gesprochen, das waren „schmutzige“ Themen.

Insofern hat Henrike dann Glück, weil sie Ida kennenlernt, aber was wäre passiert, wenn das nicht der Fall gewesen wäre? Wäre sie dann je auf den Gedanken gekommen, dass sie Gefühle für eine Frau haben könnte? Wer hätte sie auf den Gedanken bringen sollen? War für uns Lesben bestimmt keine besonders schöne Zeit.

Probleme beim Schreiben hatte ich eigentlich nicht. Die Ortswechsel waren nicht so rasant, dass das Unruhe in die Geschichte gebracht hätte (denke ich jedenfalls, das Urteil der Leserinnen wird mich da vielleicht eines Besseren belehren, das muss ich natürlich abwarten). Der Roman dreht sich sehr um das Innenleben der Figuren, weniger um die Orte.

Ich bin auch keine Action-Schreiberin, deshalb würde ich mir an Deiner Stelle da keine Gedanken machen. Das ergibt sich von selbst. Wenn Du das Buch, das Du im Forum angefangen hattest, als Road Movie schreiben willst, wirst Du sehen, dass sich da auch eins aus dem anderen ergibt wie ohne dass sie ständig unterwegs sind. Bei mir sind sie auch nicht ständig unterwegs. Die meisten Sachen spielen am selben Ort.

So ist es ja bei vielen Büchern, und langweilig sind sie deshalb trotzdem nicht. Wenn Du mit Deinen Figuren mitfieberst, merkt man das beim Lesen bestimmt und fiebert auch mit. Da habe ich bei Dir keinerlei Sorge. 😉 Wenn ich an die Pantherin denke oder jetzt auch an die ersten Auszüge aus Spiel der Liebe – Du kannst das doch. 👍

Du hattest gefragt, ob ich Regenbogenwüste jetzt ganz zu den Akten gelegt habe. Habe ich nicht. 🙂 Aber es ist nach hinten gerutscht, weil ich schon an einem neuen Buch arbeite (für den LLP, aber obwohl ich wegen Diamantenküste danach gefragt hatte, ist es kein historischer Roman). Da ich den Roman noch nicht beendet habe, aber für den LLP beenden muss, bin ich damit jetzt ausschließlich beschäftigt.

Es freut mich, dass Milena Dir sympathisch ist. Mir auch. 😊 Und ich habe sie absolut nicht vergessen. Aber da die Geschichte ja schon einmal im LLP war, konnte ich sie nicht noch einmal einreichen, und ich möchte gern beim letzten LLP aller Zeiten dabei sein.