Über das Schreiben
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Self-Publishing ist grundsätzlich eine gute Sache. Früher haben die Verlage allein die Macht darüber gehabt, wer veröffentlichen darf und wer nicht. Das war einerseits gut, weil dadurch unfertige Texte, Texte mit vielen Fehlern, Texte, die irgendwelche Beleidigungen enthielten usw., gar nicht erst zur Veröffentlichung kamen. Andererseits war es aber auch schlecht, weil allein der Geschmack des Lektors oder der Lektorin, des Verlegers oder der Verlegerin darüber entschied, was veröffentlicht wurde, und Geschmäcker sind nun einmal verschieden. Vor allem unterscheidet sich der Geschmack des Publikums oft vom Geschmack derer, die Bücher machen.

Und dann gibt es eben auch noch die Nischenmärkte – wozu beispielsweise auch lesbische Literatur gehört –, die gar nicht bedient wurden, weil sie nicht groß genug waren, nicht genug Profit versprachen oder genug Leserinnen, um die Kosten, die ein Buch bei der Produktion verursacht, wieder hereinzubekommen. (Ganz zu schweigen davon, dass es viele Leute anstößig fanden, homosexuell zu sein, und das als „Perversion“ betrachteten.)

Vor allem die Druckkosten schlugen (neben Lektorat, Cover und Satz) bei der Produktion auch immer sehr zu Buche, denn man konnte nicht einfach ein einzelnes Buch oder zehn Bücher oder vielleicht hundert Bücher drucken lassen, sondern es mussten gleich Tausende sein, damit sich das rechnete. Diese Tausende von Büchern mussten aber erst einmal bezahlt werden, sonst lieferte die Druckerei nicht. Also musste der Verlag „in Vorlage“ gehen, alles vorfinanzieren, bevor er auch nur einen Pfennig verdient hatte, um diese Bücher überhaupt auf den Markt bringen zu können. Und man war nie sicher, ob sich das Buch auch verkaufen würde. Verkaufte es sich nicht, hatte der Verlag Verlust gemacht. Das nennt man „verlegerisches Risiko“. Zu viele Verluste, und der Verlag war pleite und konnte gar keine Bücher mehr herausbringen.

Kein Wunder also, dass die Verlage nach Büchern suchten, die möglichst viele Leute kaufen würden. Das ist ja auch ganz legitim, denn jeder muss schließlich seinen Lebensunterhalt verdienen, auch ein Verleger, ein Lektor, ein Drucker. Wenn kein Geld hereinkommt, kann man weder Miete noch Essen bezahlen.

Zu Anfang waren es relativ wenige Leute, auf die die verlegerischen Anstrengungen sich richteten, denn noch vor 200 Jahren konnten viele Leute gar nicht lesen, insbesondere die ärmeren Schichten, die Leute, die nicht aus reichen und/oder aristokratischen Familien stammten, die Leute, die auf dem Feld arbeiteten oder einfach grundsätzlich die Leute, die mit den Händen arbeiteten. Deshalb waren auch die Themen der veröffentlichten Texte diesem Publikum angepasst. Man wird kaum einen Text aus jener Zeit finden, der sich mit Geldverdienen beschäftigt oder mit Bauern oder Arbeitern. Alles spielte sich in „höheren Sphären“ ab, und die, die schrieben, stammten alle aus den Kreisen, die sich eine Bildung leisten konnten, Aristokratie und wohlhabendes Bürgertum.

Oftmals finanzierten damals die Autorinnen und Autoren die Herausgabe beispielsweise ihrer Gedichte selbst, weil kein Verleger das Risiko tragen wollte. Self-Publishing ist also absolut nichts Neues. Nur war es damals auf ein sehr kleines Publikum gerichtet, denn außerhalb gewisser Kreise erfuhr niemand etwas von diesen Veröffentlichungen. Es gab kein Internet oder sonstige Kommunikations- und Informationskanäle, die die Masse der Menschen hätten erreichen können. Lesen und Schreiben war das Privileg einer ausgesuchten Klasse.

Grob kann man sagen, das ging so bis zum Ersten Weltkrieg 1914-1918, der damals der Große Krieg genannt wurde, weil sich niemand vorstellen konnte, dass sich so ein Wahnsinn noch einmal wiederholen würde. Was für ein Irrtum. Dem Ersten Weltkrieg folgten die Wilden Zwanziger, manchmal auch Goldene Zwanziger genannt, die Zwanzigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts. Im Englischen heißen sie Roaring Twenties, also „brüllende Zwanziger“, was es vielleicht noch besser beschreibt. Nach der furchtbaren Kriegserfahrung, all dem Tod und dem Blut und der russischen Revolution, die am Ende des Ersten Weltkriegs fast noch mehr Tod und Blut forderte und in vielen Ländern die Aristokratie von den Thronen stieß, hatten die Leute genug von Leid und Hunger und wollten sich amüsieren.

Obwohl sich auch das eher nur die Leute leisten konnten, die Geld hatten, hatte der Erste Weltkrieg auch in anderer Hinsicht einen Umbruch bewirkt. Wer Downton Abbey gesehen hat, weiß, was ich meine. Vor dem Großen Krieg waren Dienstboten im Dutzend billiger zu bekommen. Es gab keinen Mangel an armen Mädchen aus Bauernfamilien, die fünfzehn Kinder oder mehr hatten, die sich als Dienstmädchen oder Küchenhilfen in reichen Häusern verdingen mussten, um zu überleben, oder an armen Jungs, die Gärtnergehilfen, Stallburschen oder Diener werden mussten. Nach dem Krieg wollten das viele jedoch nicht mehr. Das war sozusagen der Anfang vom Ende.

Der Zweite Weltkrieg nur gut zwanzig Jahre später 1939-1945 gab dieser Entwicklung dann den Rest beziehungsweise trieb sie weiter voran. Dienstboten wurden Mangelware, und auf einmal konnten selbst die Ärmsten der Armen zur Schule gehen, mussten es sogar, denn seither gibt es zumindest in Deutschland eine Schulpflicht. In vielen Ländern ist das nicht so, aber dennoch setzte sich die Überzeugung durch, dass es durchaus von Vorteil ist, lesen und schreiben zu können. Auch konnte man viele Berufe ohne diese Kenntnisse nicht mehr ausüben. Also konnte plötzlich jeder lesen und schreiben, und damit wurde der Markt, auf den Bücher gerichtet waren, natürlich viel größer. Allerdings änderte sich auch der Anspruch des Publikums, denn eine arme Fabrikarbeiterin, die abends müde nach Hause kam, wollte sicherlich keinen Goethe lesen. Sie wünschte sich eher Courths-Mahler, Liebesgeschichten, die es ihr erlaubten, von einem besseren Leben zu träumen.

Die Verlage reagierten – wenn auch unmutig – darauf und brachten mehr Unterhaltungsliteratur heraus. Sie hätten zwar lieber weiterhin nur die „hohe Literatur“ verlegt, aber die wurde von weit weniger Leuten gelesen und brachte deshalb weniger Geld ein. Es dauerte zwar noch eine Weile, bis der ganz große Durchbruch kam, denn immer noch rümpften viele Verleger die Nase über diese „Dienstmädchenliteratur“ (obwohl es fast keine Dienstmädchen mehr gab), wie sie oft genannt wurde, jedoch konnten sie sich der Entwicklung nicht verschließen. Es wurden sogar Verlage gegründet, die ausschließlich „Groschenromane“ herausbrachten, ein anderes Wort für die „Dienstmädchenliteratur“, der aber zutreffender war, denn diese Heftchen kosteten damals eben nur ein paar Groschen. (Für alle, die es nicht mehr wissen: Ein Groschen waren zehn Pfennige, als es die D-Mark noch gab, und zehn Pfennige wären heute fünf Euro-Cent).

Self-Publishing war in diesen Jahren kaum noch ein Thema, denn es gab einfach nicht mehr genug reiche Leute, die Bücher schrieben und die Herausgabe selbst finanzieren wollten. Die meisten reichen Leute hatten zwar teure Schulen besucht, waren aber trotzdem eher ungebildet, und die armen Leute, die vielleicht zum Schreiben begabt waren, konnten sich den Druck eines Buches nicht leisten. Die ganze Macht lag bei den Verlagen. Und da sie so viel Macht hatten, wurden sie immer eingebildeter und arroganter. Sie entschieden, was gedruckt wurde, und sie entschieden, was die Öffentlichkeit lesen durfte. Etwas anderes gab es nicht.

Insbesondere in Deutschland wurde weiterhin auf die Unterhaltungsliteratur, Krimis, Abenteuerromane und ähnliches und ganz speziell Liebesromane, herabgeguckt, denn das war ja „Schund“. Dass es ein großes Bedürfnis dafür gab, zeigte jedoch der Erfolg der „Groschenromanverlage“, die das in Riesenauflagen herausbrachten. Der Bedarf wurde sogar immer größer, was dazu führte, dass sogar Liebesroman-Autorinnen wie die berühmte Barbara Cartland, die ohnehin schon zehn Romane im Jahr schrieb, 1977 von ihren Verlegern gebeten wurde, ihre Produktion zu verdoppeln. Was sie auch tat. Ab da schrieb sie bis fast zu ihrem Tod im Jahr 2000 im Alter von 98 Jahren alle 14 Tage einen Roman. Die Romane waren nicht so lang wie beispielsweise ein el!es-Roman heute, aber immerhin war es eine abgeschlossene Geschichte.

In den Siebzigern und Achtzigern, als Barbara Cartland Millionen englische Pfund mit ihren Kurzromanen verdiente, war es aber immer noch praktisch unmöglich, seine Bücher selbst herauszubringen. Nur ein Verlag konnte eine solche Herausforderung stemmen. Aber dann kamen die Neunziger. Und mit ihnen BoD – Book on Demand. Bücher auf Nachfrage. Das war der erste Schritt in Richtung unabhängige Autorinnen und Autoren. Jede einzelne Bestellung eines Buches wurde einzeln gedruckt und einzeln ausgeliefert – direkt an den Leser oder die Leserin. Keine Vorauszahlung für Tausende von Exemplaren mehr, von denen man noch nicht einmal wusste, ob sie verkauft werden würden, kein verlegerisches Risiko mehr.

Das Ganze war nur möglich, weil es mittlerweile das Internet gab, weil es andere Wege der Kommunikation und Information gab, auch des Einkaufens und Bestellens. Verglichen mit heute alles noch in den Kinderschuhen, und viele vor allen Dingen Ältere verkannten damals die Bedeutung dieses Mediums, hielten es sogar nur für eine „Phase“, die vorübergehen würde, aber wie sich herausstellte, war es eine Revolution. Insbesondere auch für den Buchmarkt und für das klassische Verständnis von Verlagen.

Das ist mittlerweile schon über dreißig Jahre her, und in diesen dreißig Jahren hat sich extrem viel getan. Zwar gibt es die klassischen Verlage immer noch – oder zumindest teilweise, denn mittlerweile sind viele kleinere (und auch größere) Verlage nur noch Teil des großen Randomhouse-Konzerns, auch wenn sie ihren eigenen Namen behalten haben –, aber es hat sich auch eine große Independent-Szene gebildet (wozu auch el!es gehört), die Nischenmärkte bedient, und vor allem gibt es auch die Self-Publisher. Doch was früher den höheren Ständen vorbehalten war oder zumindest wohlhabenden, gebildeten Leuten, kann sich heute jeder leisten, und jeder kann es bewerkstelligen. Man tippt einfach irgendetwas in irgendeine Textverarbeitung auf seinem Computer ein, verbindet sich mit dem Internet, lädt das hoch und voilà! Ein Buch ist geboren.

Das wird durch die Entwicklung des eBooks möglich gemacht. Früher waren Bücher immer gedruckt. Die Buchstaben wurden mit der Farbe der Druckmaschine auf Papier gebannt. Die Seiten wurden mit Fäden gebunden oder später dann mit Leim verklebt, ein Umschlagbild wurde gezeichnet oder gemalt, und was da der Schritte alle noch mehr waren. Aufwand und Fachwissen waren dafür nötig.

Heute ist das quasi eine Sache von Minuten. Alles kann online gemacht werden, es gibt vorgefertigte Formate für den Satzspiegel des Buches, es gibt vorgefertigte Cover, in die man nur noch seinen Namen und den Titel des Buches einsetzen muss, und das alles wird dann mit einem einzigen Mausklick hochgeladen, ohne dass sich das vorher noch einmal jemand ansieht geschweige denn korrigiert.

Grundsätzlich ist das gut, wie gesagt, denn so gibt es keine „Torwächter“ mehr, die Leuten den Eintritt verwehren, weil ihnen ihr Gesicht – oder in diesem Fall ihr Buch – nicht gefällt. Jeder kann alles veröffentlichen, und jeder kann alles lesen, was ihm gefällt. Das Problem ist jedoch das Ausmaß, das diese unkritische Produktion der eigenen Ergüsse angenommen hat. Nicht nur, dass die Anzahl der Bücher dadurch explodiert ist und man kaum mehr alles finden kann, was einen vielleicht interessieren würde bei dieser Masse, vor allem ist auch die Anzahl der Produktionen explodiert, die eigentlich der Welt verborgen bleiben sollten, weil man sich dafür schämen oder wie man heute so schön sagt „fremdschämen“ muss.

Die Autorinnen und Autoren dieser Ergüsse tun das offensichtlich nicht – sonst würden sie es ja nicht der Öffentlichkeit offenbaren –, und das kann man ja auch noch verstehen. Wenn ich etwas geschrieben habe, das ich selbst für gut halte, möchte ich auch, dass das jemand liest. Das ist menschlich.

Was jedoch viel erschreckender ist, ist die Reaktion der Leserinnen und Leser. Denn viele dieser Ergüsse bekommen tatsächlich 5-Sterne-Rezensionen. Gut, heutzutage gibt es schon Firmen, die das anbieten. Man kann dort Rezensionen bestellen, und diese Firmen haben Mitarbeiter oder suchen sich solche auf dem Internet, die dann 5-Sterne-Rezensionen über das Buch, für das sie bezahlt wurden zu schreiben, ausschütten, als gäbe es kein Morgen mehr. Man erkennt diese Rezensionen sehr leicht an der immer gleichen Wortwahl und daran, dass sie meist nicht auf den Inhalt des Buches eingehen, weil sie das Buch gar nicht gelesen haben. Das gipfelt dann nur in „Tolles Buch! Konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen! Supergeschichte! Kann ich empfehlen!“ Wenn man so etwas liest, weiß man eigentlich schon, dass das eine gekaufte Rezension ist.

Es gibt aber auch andere Rezensionen, die echt zu sein scheinen. Da schreiben Leute, die das Buch tatsächlich gelesen haben, dass es ihnen gefallen hat, dass sie es toll gefunden haben. Hoffnungsvoll geht man dann manchmal auf solche Bücher, weil man etwas Spannendes zu lesen sucht, schaut sich die Leseprobe an – und ist entsetzt.

Auf Rechtschreib- und Grammatikfehler gehe ich jetzt mal gar nicht ein. Wer weder Rechtschreibung noch Grammatik kann, sollte einfach einen Lektor oder eine Lektorin engagieren, trotzdem kann es eine gute Geschichte sein, aber was man darüber hinaus sieht, ist Tell, Tell, Tell . . . Jede Person kriegt die Perspektive. Extrem kurze Kapitel. Von Show don’t tell keine Spur. Zudem meistens noch von einem anderen Buch geklaut. Ganz abgesehen davon, dass sich die Selfpublisherin (und auch ihre angebliche „Lektorin“, die oft tatsächlich noch erwähnt wird) oftmals noch nicht einmal die Mühe gemacht haben, den Dialogen ordentliche Anführungszeichen zu verpassen oder die statt der Apostrophe verwendeten Akzentzeichen zu ersetzen. Vermutlich weiß die sogenannte „Lektorin“ noch nicht einmal, dass das Fehler sind. Und es hagelt 5-Sterne-Rezensionen.

Da habe ich mich dann schon manchmal gefragt: Wer braucht da noch das Handwerk des Schreibens? Im el!es-Schreibforum bemühen wir uns sehr, das zu lernen und immer mehr zu verfeinern. Die el!es-Autorinnen, die sich regelmäßig an diesem Forum beteiligen, wissen sehr genau, was Show don’t tell ist, wie man eine Geschichte aufbaut, wie man Dialoge schreibt und die Spannung durch das ganze Buch erhält. Sie bemühen sich um vielschichtige, glaubwürdige und sympathische Charaktere (die Erzfeindin darf natürlich auch einmal unsympathisch sein), mit denen sich die Leserin identifizieren kann. Und trotz dieser vielen Arbeit und des ganzen Knowhows gibt es nach der Veröffentlichung des Buches nicht unbedingt nur 5-Sterne-Rezensionen. Weil wir die natürlich nicht kaufen, sondern es zu el!es-Büchern nur echte Rezensionen gibt.

Sollten wir da unsere Bemühungen im el!es-Schreibforum gleich einstellen? Wollen das die Leserinnen gar nicht? Reicht es auch, wenn die Bücher einfach so hochgeladen werden, wie die Autorin sie geschrieben hat, ohne dass sie überarbeitet und lektoriert werden, wie das bei uns üblich ist?

Manchmal kommt es mir so vor. Und wenn ich dann sehe, dass andere Verlage Bücher veröffentlichen, die el!es wegen mangelnder Qualität abgelehnt hat, zweifele ich auch an meiner Urteilskraft. Aber ich möchte keine Bücher veröffentlichen, die nicht eine gewisse Qualität haben. Das geht mir gegen die Ehre. Der Name el!es steht für etwas, und wie viele andere Verlage und Bücher es auch gibt, die ebenfalls das lesbische Publikum ansprechen, el!es ist die Crème de la Crème, das Beste vom Besten. Eine Autorin, die bei el!es angenommen wird, kann stolz auf sich sein.

Wenn eine Autorin von el!es abgelehnt wird, weil sie nicht an ihrem Buch arbeiten will, weil sie das schriftstellerische Handwerk nicht lernen will, wie wir es als einziger Verlag in unserem Forum anbieten, ist das natürlich ganz allein ihre Entscheidung. Und wenn sie das Buch dann ohne jede Überarbeitung hochlädt, um es als eBook zu verkaufen, kann ich das sogar ein wenig verstehen. Auch dass es Verlage gibt, die lange nach el!es gegründet wurden, das el!es-Konzept geklaut haben und mit vielen solchen nicht so guten Büchern Kasse machen.

Aber die Leserinnen entscheiden zum Schluss, was gut ist, was sie lesen wollen. Und da liegt der Hase im Pfeffer.

Ist es den Leserinnen egal, ob eine Geschichte handwerklich gut erzählt wird? Oder sind diese 5-Sterne-Rezensionen zu gewissen Büchern tatsächlich alle gekauft beziehungsweise Gefälligkeitsrezensionen, die Internet-Freundinnen von Facebook, Instagram oder Twitter für die Autorin schreiben, weil sie entweder darum gebeten hat oder weil sie sie eben einfach mögen? Die Autorin, nicht unbedingt das Buch. Aber sie wollen ihr eben einen Gefallen tun und schreiben zu einem Buch, das ihnen nicht gefallen hat, eine 5-Sterne-Rezension, die andere dann irreführt.

Glücklicherweise gibt es heute ja zu jedem Buch eine Leseprobe, durch die man sich selbst ein Urteil bilden kann. Aber ist es nicht bei uns allen so, dass wir auf die Rezensionen schauen, dass wir zu einem Buch springen, wenn es viele 5-Sterne-Rezensionen hat? Und dabei eventuell viele gute Bücher übersehen, bei denen die Autorin nicht ständig auf dem Internet Werbung für ihr Buch betreibt und sich Freunde zusammensammelt, die dann in ihren Rezensionen nicht unbedingt die Wahrheit sagen?

Nach fast 25 Jahren als Verlegerin macht mir das durchaus Sorge. Denn ich gehöre noch einer Generation an, die dazu erzogen wurde, die Wahrheit zu sagen. Und leider bin ich auch in meinem Alter immer noch so naiv zu glauben, dass auch andere Leute die Wahrheit sagen. Weshalb mich eine Leseprobe dann so entsetzt zurücklässt, wenn das Buch viele gute Rezensionen hat und doch eigentlich Schrott ist.

So kann man als Fazit eigentlich nur feststellen: Self-Publishing ist Fluch und Segen zugleich. Dennoch würde ich mir wünschen, dass die Wahrheit und die wirklich guten Bücher dabei nicht auf der Strecke bleiben.