Über das Schreiben
Artikel und nützliche Informationen rund um das Thema »Schreiben«

Annika Bühnemann ist eine sehr rührige junge Frau, die schon seit einiger Zeit immer wieder interessante Videos zum Schreiben veröffentlicht, auch Kurse anbietet und einen sehr informativen Blog auf ihrer Webseite führt. Sie hat auch ein Video zur NaNoWriMo-Vorbereitung gedreht, das ich nur empfehlen kann, ebenso wie die Links und Hinweise auf ihrer Seite.

Sie ist sehr NaNoWriMo-erfahren, und ich finde, was sie sagt, hat Hand und Fuß. Zudem bietet sie praktisch eine Checkliste an, wie man einen Roman entwickeln kann. Sie bezieht sich dabei nicht speziell auf Liebesromane, weshalb es mit Protagonist und Antagonist beginnt, aber das sollte nicht stören. Wichtig ist das, was ich in den Artikeln der letzten Tage auch schon versucht habe auszuführen: dass man sich geistig auf das Schreiben einrichtet. Ob nun für den NaNoWriMo oder einfach generell irgendwann im Laufe des Jahres.

Ich habe immer wieder festgestellt, dass das Schwierigste am Schreiben die anfängliche Überwindung vor dem weißen Blatt ist. Und nicht nur ich habe das festgestellt, sondern dieses Problem kennt jeder und jede, der/die schreibt. Wenn man einmal angefangen hat, läuft es manchmal ganz von selbst. Aber ohne jede (geistige) Vorbereitung ist es schwierig anzufangen. Deshalb ist so eine Checkliste wie die, die Annika Bühnemann anbietet, sehr nützlich.

Es gibt meines Erachtens keine hundertprozentig perfekte Methode, die für jeden gleich gut funktioniert. Jeder Mensch ist anders, und was dem einen leicht fällt, fällt dem anderen schwer. Während sich die einen also eher auf den Plot stürzen und ohne Plot hoffnungslos verloren sind, beschäftigen sich die anderen zuerst mit den Charakteren, mit den Figuren, versuchen sich möglichst tief in die sie zu versenken und sie bis in den hintersten Winkel ihrer Psyche kennenzulernen. Dann fangen die Personen, die meinen Roman bevölkern sollen, an mit mir zu reden, erzählen mir die Geschichte aus ihrer Perspektive.

Da ich im Gegensatz zu dem, was heutzutage oft üblich ist, keine Freundin vieler Perspektiven bin, reicht es mir meistens, mir die Geschichte aus einer Perspektive erzählen zu lassen, normalerweise derjenigen der Hauptperson, die sich verliebt. Eventuell noch aus einer zweiten, derjenigen der Frau, in die die Hauptperson sich verliebt. Aber das ist mir fast schon zu viel, denn es nimmt zu viel von dem Geheimnis, das die Hauptperson im Roman zu ergründen versucht, das Geheimnis der anderen Frau. Wenn ich schon weiß, was in der Frau vor sich geht, in die die Hauptperson sich verliebt, finde ich das langweilig.

Aber ich weiß auch, dass das viele Leserinnen gar nicht so empfinden. Viele mögen es, die Gedanken beider Hauptfiguren, beider Frauen, die sich verlieben, zu verfolgen. Auch die Einwände, die gegen die Liebe sprechen, von der Frau zu hören, die sich am Anfang noch gegen die Liebe wehrt. Oder vielleicht nicht direkt gegen die Liebe, aber gegen die Umsetzung. Irgendetwas in ihrem Leben hält sie davon ab, die Liebe, die ihr von der Hauptperson, die sich in sie verliebt, angeboten wird, anzunehmen. Vielleicht will sie es sogar, aber sie meint, es gäbe einen wichtigen Grund, der es ihr verbietet, ihr Glück zu suchen oder auszuleben.

In der Hinsicht muss man Annika Bühnemanns Checkliste also anpassen, aber trotzdem ist sie sehr hilfreich, um überhaupt erst einmal anzufangen, sich ernsthaft mit der Geschichte zu beschäftigen. Denn das ist der wichtigste Schritt. Oftmals lese ich in Kommentaren zu Videos wie denen von Annika Bühnemann, dass die meist sehr jungen Möchtegernautorinnen und -autoren gar nicht so recht wissen, worüber sie schreiben sollen. Sie wollen zwar schreiben, auch weil der NaNoWriMo vor der Tür steht, aber sie wissen nicht, worüber. Was sicherlich auch daran liegt, dass man, wenn man noch ein Teenager ist, noch nicht wirklich viel erlebt hat. Da endet der eigene Erfahrungshorizont mit dem Schulbesuch und den Ferien und dem, was man so mit seinen Freunden unternimmt. Nicht unbedingt interessant für Leserinnen und Leser, die nicht in diesen Freundeskreis und schulische Aktivitäten eingebunden sind.

Sich nun einfach so aus dem Blauen interessante Figuren auszudenken ist da manchmal gar nicht so einfach. Aber wenn man eine Checkliste hat, dann geht das wesentlich besser. In diesem Zusammenhang hatte ich ja schon einmal auf die Romanschreibsoftware Bibisco verwiesen, mit der man ein regelrechtes Interview mit von Bibisco vorgegebenen Fragen mit seinen Figuren führen und dadurch viel über sie erfahren kann. Es werden dort auch Dinge gefragt, auf die man selbst vielleicht gar nicht gekommen wäre. Und dadurch wird die Figur vielschichtiger und damit interessanter, als man sie sich allein ohne Checkliste ausdenken könnte.

Insbesondere wenn man in einem Liebesroman nur zwei Figuren hat, die wirklich wichtig sind, ist es dringend nötig, diese beiden Figuren voneinander abzusetzen, damit Spannung entsteht. Wären diese beiden Figuren sich zu ähnlich, könnte es sein, dass die Spannung gegen null geht.

Das alles ist Teil der Vorbereitung, die sehr dabei hilft, seinen Roman dann zu schreiben.

Und darum geht es uns ja. 🙂