Über das Schreiben
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Als ich bei Ankündigung des LLP so darüber nachdachte, was ich schreiben könnte, fiel mir ein, dass ich damals im Forum ja eigentlich eine Fortsetzung von Du bist die Welt für mich schreiben wollte, mit der bösen Franzi, der bösen Zwillingsschwester der „guten“ Veronika aus dem Roman. Die Zwillinge sind dann zwar im endgültigen Buch Öffne dein Herz noch vorgekommen, hatten aber keine wirklich zentrale Rolle mehr, weil die ja dann von Jana und Melanie übernommen wurde. Es war auch in keiner Weise eine Fortsetzung, sondern eine völlig neue Geschichte.

Die Ausschnitte mit der „bösen Franzi“, die ich damals im Brainstorming eingestellt hatte, habe ich aber immer noch. Und sie gefallen mir immer noch. 😁 Da stellt sich nun die Frage: Kann das überhaupt für el!es in Frage kommen, wenn die Protagonistin böse ist? Und das auch bis zum Schluss bleibt? Denn ich denke, das muss so sein.

Du wolltest ja immer, dass die Protagonistinnen der el!es-Bücher sympathisch sind, Ruth. Deshalb weiß ich jetzt nicht, ob es sich dann überhaupt lohnt, ein solches Buch zu schreiben. Franzi wäre vielleicht auf ihre Art schon sympathisch, aber sie wäre eben auch immer nur auf ihren eigenen Vorteil aus und geht dafür auch über Leichen. Nicht direkt im wahrsten Sinne des Wortes, ich würde keine Mörderin aus ihr machen wollen, aber doch beispielsweise bezüglich ihrer Liebhaberinnen oder bezüglich von Leuten, von denen sie sich etwas verspricht. Sie nutzt andere aus und wirft sie dann weg, wenn sie hat, was sie wollte. Sie ist absolut kein Gutmensch.

Ich würde mich gern der Herausforderung stellen, ob man eine Hauptfigur trotz dieser Eigenschaften so gestalten kann, dass die Leserinnen das Buch nicht gleich in die Ecke feuern, wenn sie das merken. Kann eine „böse“ Figur sympathisch sein? Kann man mit ihr mitfiebern und hoffen, dass sie gewinnt, obwohl sie anderen meistens nur schadet? Sind die Figuren, die charakterlich eher „gut“ sind, dann nicht irgendwie lächerlich? Oder werden sie dadurch vielleicht unsympathisch?

Ich bin da jetzt etwas hin- und hergerissen. Eigentlich würde es mich sehr reizen, einmal „gegen den Strom“ zu schreiben. Gegen den el!es-Strom jedenfalls, denn unsympathische und böse Hauptfiguren gibt es ja in anderen als den el!es-Romanen viele. In den so beliebten Thrillern zum Beispiel. Viele Leute scheinen das zu mögen, sonst würden diese Bücher ja nicht gekauft.

Aber ich bin keine Thriller-Autorin. Ich glaube nicht, dass ich das hinkriegen würde. Und es würde mir auch keinen Spaß machen, so etwas zu schreiben. Ich möchte jedoch einmal eine Figur erschaffen, die Entscheidungen mehr nach dem Kriterium trifft, ob es ihr etwas nützt als ob es anderen schadet. Sie denkt in erster Linie an sich selbst, kann und will sich nicht in andere hineinversetzen und fühlt deshalb auch nicht mit ihnen mit, wenn sie dann unter ihr leiden. Sie kann das gar nicht verstehen.

Dennoch muss sie etwas Anziehendes haben, damit man ihr durch die ganze Geschichte folgt. Was ich jetzt, wo ich das so hinschreibe, sehr schwierig finde und deshalb doch einige Zweifel in mir weckt, ob ich das überhaupt schaffen kann. Aber ich würde es trotzdem gern versuchen.

Wenn es eine Chance gibt, dass ein solches Buch dann von el!es veröffentlicht wird.