Über das Schreiben
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Mit dem Geheimnis habe ich auch ein Problem bei dem Roman, den ich für den LLP einreichen will. Eine der beiden Figuren ist brutal ehrlich, will nicht lügen. Deshalb gibt es zwar am Anfang eine Art „Entdeckungsspiel“, wo sie noch nicht so richtig wissen, wer die andere ist, aber dann ist eigentlich sehr schnell alles klar.

Ich frage mich, ob das vielleicht zu wenig spannend ist. Obwohl sie dann natürlich schon einen Konflikt und völlig verschiedene Ziele haben, die sie danach verfolgen und was sie wieder auseinanderbringt. Ich frage mich, ob ich das Geheimnis, wer die andere ist, nicht länger bestehen lassen sollte.

Sie lernen sich kennen und schlafen miteinander, ohne zu wissen, dass die andere eigentlich ihre ärgste Feindin ist. Zumindest aber völlig andere Interessen verfolgt, die den eigenen entgegenstehen. Wenn die eine das bekommt, was ihr Ziel ist, muss die andere auf ihr Ziel verzichten, und wenn die andere das bekommt, was sie haben will, ist die eine die Gelackmeierte.

Wenn die eine also nicht wüsste, wer die andere ist und sie jeweils hinter dem Rücken der anderen Person handeln würden, wäre das nicht besser? Könnte das die Spannung erhöhen und den Konflikt auf die Spitze treiben? Sonst sind beide vielleicht zu nett zueinander, weil sie sich ja mögen.

Um zueinander zu kommen, muss eine von beiden quasi auf ihren Traum verzichten. Wenn sie böse miteinander wären, wäre das einfacher. So, wie es jetzt ist, versuchen sie schon jeweils ihr Ziel zu verfolgen, aber die Liebe kommt ihnen immer in die Quere und lässt sie mehr auf die jeweils andere Frau eingehen, als dass für einen Konflikt gut ist.

Da das Buch noch nicht fertig ist, könnte ich das alles noch ändern. Es gibt da zum Beispiel eine Szene mit einem Abendessen, wo sie über alles Mögliche sprechen und sich gut verstehen. Sie haben dann auch wieder Sex, und beide sind zusammen am selben Ort.

Danach muss eine der beiden gehen, fliegt woanders hin, und die andere, die zurückbleibt, hat Zweifel, ob die, die weggeflogen ist, nicht nur so nett zu ihr war, um sie dazu zu überreden, sich mit ihrem Ziel einverstanden zu erklären. Was dem der zurückgebliebenen Person absolut entgegensteht.

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass die eine von der anderen abhängig ist. Ihr Job hängt daran, ob sie das Ziel, das sie erreichen möchte, erreichen kann. Die andere ist in gewisser Weise unabhängig.

Ich habe den Figuren noch keine Namen gegeben, deshalb ist es jetzt ein bisschen schwierig. Ich gehe da nach Gwen Hayes vor, und sie heißen bei mir im Moment erst einmal nur H1 und H2.

H1 will eine Beziehung, H2 nicht. Sie ist die brutal Ehrliche. Mir kommt es so vor, als wäre das als Konflikt zu wenig, wenn ich einen ganzen Roman daraus machen will. Für eine Kurzgeschichte würde es wahrscheinlich reichen.

Ich habe Dir den Ablauf nach Gwen Hayes mit meinen Gedanken dazu in Slack geschickt, Ruth. Was meinst du? Wie soll ich da weitermachen? So, wie es jetzt ist, oder muss ich noch einen weiteren Konflikt erfinden?