Gedanken
Ruth Gogoll und andere Autorinnen schreiben über Themen, die sie bewegen.

Der Titel bezieht sich auf das Lied Schlösser, die im Monde liegen . . . aus der Operette Frau Luna von Paul Lincke. Ich weiß, kennt kein Mensch mehr, aber ich bin eben ein Operettenfan, und ich kenne so was. 😋

Da wir hier ja ein bisschen Ersatzforum machen wollten, dachte ich, ich beantworte mal ein paar Fragen, die verschiedene Autorinnen mir so gestellt haben. Die erste Frage ist meistens, woran ich gerade arbeite, ob ich etwas Neues in Arbeit habe. Etwas, das ich im Forum noch nicht angefangen hatte.

Ich habe natürlich irgendwie immer etwas Neues in Arbeit, es schlummern noch so um die 600 Ideen auf meiner Festplatte. Um die alle noch in Bücher zu verwandeln, müsste ich wohl noch so ungefähr 100 Jahre länger leben, als es von der Natur vorgesehen ist. 😉 Für alle wird es demgemäß nichts mehr, aber aus ein paar werde ich in den nächsten Jahren sicherlich noch das eine oder andere Buch machen. Ich weiß aber noch nicht genau, welche Ideen ich dafür verwenden werde. Das entscheide ich dann, wenn ich sie mir noch einmal ansehe, was ich immer wieder tue.

Im Moment liege ich jedoch in den letzten Zügen mit Miryams Geheimnis und muss mich dafür meinen Autorinnen gegenüber schämen, die ihre Manuskripte alle schon abgeliefert haben, sogar schon für das zweite Halbjahr. Gut, da haben wir noch nicht ganz alle, aber die meisten sind schon da. Wir müssen demnächst ja auch den Flyer machen für die Buchhändler, und da können wir nur Manuskripte berücksichtigen, die vollständig vorliegen. Sonst muss das Buch bis zum nächsten Jahr warten.

Die Buchhändler wollen immer am liebsten schon ein ganzes Jahr vor Erscheinen der Bücher wissen, was kommt. Deshalb müssen wir das immer schon ziemlich früh entscheiden. Denn was nicht angekündigt ist, wird auch nicht von den Buchhändlern vorbestellt, und das sind die Zahlen, nach denen wir uns richten können und nach denen wir planen. Wenn man ein Buch einfach so schnell mal veröffentlicht, ohne es vorher rechtzeitig, das heißt monatelang vorher angekündigt zu haben, bestellen die Buchhändler es nicht, und es liegt wie Blei in den Regalen.

Das ist anders als beispielsweise im Self Publishing, wo man ein Buch auch mal ohne Vorankündigung auf den Markt werfen kann. Und man guckt dann eben, wie es läuft. Ist auch nur selbst dafür verantwortlich, und niemand hängt von einem ab, der zum Beispiel bezahlt werden muss wie in einem Verlag. Da ist es dann egal, ob das Buch sich verkauft oder nicht, ob die Leute davon wissen oder nicht, ob die Buchhändler davon wissen oder nicht.

Im institutionalisierten Literaturmarkt läuft das aber anders. Buchhändler sind noch ein bisschen in der Zeit zurück. 😄 Aber man kann ja auch verstehen, dass sie planen wollen. Da geht es um gedruckte Bücher, nicht um E-Books, die man sich nicht ins Regal stellt. Eine Buchhandlung muss wissen, wie sie den Platz in ihren Regalen verteilt. Wenn der dann verteilt ist und man kommt mit einem Buch hinterher, dann wird es nicht mehr genommen, weil sie es nicht mehr ins Regal stellen können, um es zu verkaufen. Die Regale waren schon vor einem halben Jahr für andere Bücher verplant, die vorangekündigt waren.

Üblicherweise müssen die Vorankündigungen für den Herbst im Frühjahr raus und die Vorankündigungen fürs Frühjahr im Herbst, jeweils zu den Buchmessen in Leipzig beziehungsweise Frankfurt. Auch wenn die jetzt nicht mehr so stattfinden wie in den letzten Jahren durch die momentanen Umstände, aber die Abläufe der Buchhändler haben sich deshalb nicht geändert. Was im März nicht fürs zweite Halbjahr angekündigt ist, kann nicht im zweiten Halbjahr erscheinen, und was im September/Oktober nicht angekündigt wird, kann nicht im ersten Halbjahr des nächsten Jahres erscheinen. Das verschiebt sich dann jeweils um mindestens ein halbes Jahr.

Viele Autorinnen, die den klassischen Buchmarkt nicht kennen, berücksichtigen das nicht. Self Publisher müssen das wie gesagt auch nicht, aber ein Verlag kommt nicht darum herum. Wir sind an diese Zwänge gebunden, so wie wir auch an die klassischen Vertriebswege über eine Verlagsauslieferung und die Barsortimente gebunden sind. Ohne das läuft im konventionellen Verlagsgeschäft nichts.

Für mich persönlich heißt das jetzt natürlich, dass ich mit Myriams Geheimnis fertigwerden muss, denn ich habe es angekündigt, bevor das Manuskript fertig war. Ich weiß ja, dass ich mich auf mich selbst verlassen kann. 😎 Wenn ein Buch jedoch von außerhalb kommt, mache ich das höchst ungern, denn es ist in den vergangenen Jahren schon mehrfach passiert, dass eine Autorin mir versprochen hat, ein Buch zu einem bestimmten Zeitpunkt fertigzustellen, ich es dann angekündigt habe, und dann kam das Buch nicht.

Ich weiß nicht, ob sich jemand noch an ein Bild mit einem Zebra drauf erinnert von vor ein paar Jahren. Das war so ein Fall. Das Bild haben wir dann ersatzweise im Shop eingestellt, weil die Autorin uns eigentlich das Buch für Juli versprochen hatte, wir es angekündigt hatten und sie es dann einfach nicht geschrieben hat. Da die Buchhändler ein anderes Buch, das dann im Juli erschienen wäre, ohne angekündigt zu sein, nicht bestellt hätten, konnten wir auch nicht einfach kurzfristig ein anderes Buch als Ersatz veröffentlichen. So blieb der Juli leer, und die Leserinnen mussten leider auf ein Buch in diesem Jahr verzichten, bekamen nur 11 Bücher statt 12.

Deshalb veröffentliche ich jetzt nur noch Bücher, die ich als vollständige Manuskripte im März vorliegen habe, wenn sie für das zweite Halbjahr gedacht sind. Genau dasselbe natürlich im Herbst für das erste Halbjahr des folgenden Jahres.

Dass ich selbst da immer hinterherhinke, darüber sprechen wir jetzt hier nur hinter vorgehaltener Hand. 🤫 Aber es fehlt nicht mehr viel an Myriams Geheimnis, also keine Sorge, das Buch kommt ganz bestimmt zum angekündigten Zeitpunkt. Genauso wie alle anderen Bücher, die bereits angekündigt sind und uns schon vollständig vorliegen.

Das Problem ist, ich habe oft noch so viel mit den Büchern anderer Autorinnen zu tun, dass ich manchmal erst am Schluss dazu komme, meine eigenen Bücher zu schreiben. Wenn ich nur Autorin wäre und mich nur um ein einziges Buch kümmern müsste, das ich selber schreibe, dann wäre es einfacher, aber für mich ist es manchmal nicht ganz so einfach, die Arbeit als Verlegerin mit der Arbeit als Schriftstellerin zu vereinbaren, weil ich mich selbst immer ans Ende stelle. Bisher hat es aber immer noch geklappt, und das wird es auch diesmal. 👍